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PAX AMERICANA
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PAX AMERICANA

Im Museum haengt ein Bild mit den Ausmassen 8 mal 5 Meter.
Das Motiv ist irgendeine Schlacht im Frankreich des Mittelalters und ich frage mich, wer die grandiose Idee hatte dieses Bild 500 Jahre spaeter in den Staaten zu erstellen.

Noch besser sind da die fuenf Skulpturen vor dem Eingang des Museums. Da stehen lebensgross auf Sockeln Rembrandt, Michelangelo, Rafael, Rubens und ich meine mich zu erinnern Tizian als zentrale Figur.

Das Verhaeltnis von Tradition und Umdeutung ist hierbei ein sehr verschachteltes und eindeutig verdrehtes.

Da unser Wagen dringend Sprit benoetigt, halten wir an einer Tankstelle. Es ist Samstagabend gegen elf und auf der Tankstelle befinden sich ausschliesslich (ich will hier mal lieber politisch korrekt bleiben) 'African Americans'.

Ueberdehnte Wagen mit Chrom, Alufelgen, polierter Lack, zwei Motorraeder mit weiblicher Begleitung.
Die Motorradfahrer geben Gas, die Reifen drehen durch und die beiden Frauen auf dem Ruecksitz praesentieren ihre Hintern in knapp geschnittenen Unterhosen aus Jeansstoff.

Der ebenfalls farbige Tankstellenwart meint dazu:
"Also das gefaellt mir nicht. Die Frauen haben ja fast gar nichts an.
Das gefaellt mir einfach nicht. Wie die ihren Arsch raushaengen lassen."

Wir sitzen in einem Restaurant bei suessem Eistee und einem ueppigen Bueffet.
Eine der Kellnerinen beginnt zu singen.
Es ist ein Lied ueber den Bundesstaat Georgia, die Landschaft, das Essen, seine Leute: "Oh Georgia, oh Georgia" - fast wie auf einem der Rheinschiffe, nur sind hier alle nuechtern.
Nach dem Lied wird applaudiert , die Kellnerin bedankt sich.
Ich stehe auf und hole mir meinen dritten Teller.
Die Barbecuesosse ist wunderbar.

"Wir lieben Baseball."
"Oh, ja."
"Was ist mit Basketball?"
"Nein, nein."

In Columbia traf ich eine 98-jaehrige Frau und ihre 94-jaehrige Schwester.
"Ja, ich erinnere mich noch als ich neun war. Wir liefen zur Strasse. Es war nicht hier in Columbia. Es war ein Vorort. Dort hat sich mittlerweile vieles veraendert. Wir liefen zur Strasse, um den vorbeimaschierenden Soldaten zuzuwinken."
"Welche Soldaten?"
"Die Soldaten die auf dem Weg nach Europa waren. Zum Ersten Weltkrieg."

...Hilton Head.

...Hilton Head.

"Ich bin aus Bangor, Maine."
"Wirklich? Das einzige was ich ueber Maine weiss, ist dass es dort recht huegelig ist."
"Ja, wir haben einige sehr bergige Regionen. Es ist sehr schoen dort."
"Und das einzige, was ich ueber Bangor weiss, ist dass Stephen King dort lebt."
"Ja, das stimmt."
"Hast du ihn jemals gesehen?"
"Nein."

Was fuer eine daemliche Frage.

Das Zentrum von Troy scheint die Mall zu bilden.
Riesig, dieses Ding.

Nach vier Stunden und dutzenden von Geschaeften, erfaehrt man einen neuen Sinn fuer Konsum.
Die Mall ist nicht nur ein uebergrosses Gebaeude. Es ist zugleich ein Markenzeichen, beinahe ein kulturelles. Und es ist ein soziales Zentrum. Dort trifft man sich mit seinen Freunden, da findet sich die gesamte Familie zum Einkaufen ein. Dort kann man entspannen und essen. Dort findet man das Zentrum, das in fast jeder europaeischen Stadt vorhanden ist, welches hier aber gaenzlich fehlt und nun durch ein scheinbares, kuenstliches ersetzt wird.

Dann sitzt man halt auf einer Bank, schaut auf eine zehn Meter hohe Palme die mitten in einem der Gaenge gepflanzt ist und wundert sich gar nicht mehr. Irgendwie hat das etwas Natuerliches.
Im Nachhinein.

...herumknueppeln, waehrend alle in der Kirche sind, macht Spass.

 

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