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PAX AMERICANA

Stendhal, Heine und Baudelaire - und sonst erst mal gar nichts.

Ach ja, nicht zu vergessen: Tieck.

Meine Vermieterin hat sich gestern einen amerikanischen Film ueber die Verstrickung der katholischen Kirche in die Deportation von Juden und politischen Gefangenen im Dritten Reich angesehen.
Es kann auch sein, dass es eine internationale Produktion war, da einige deutsche Schauspieler mitwirkten.
Merkwuerdig und nicht ganz ernstzunehmend ist es dann insbesondere, wenn amerikanische Schauspieler Englisch mit deutschem Akzent sprechen. Dabei ist mir eine Form von hierarchischer Anordnung aufgefallen: je wichtiger ein Charakter fuer die Handlung des Films, desto besser sein Englisch.
Schliesslich will man verstehen, was der Schurke zu sagen hat.

Unterhaltsam wird es in den Momenten, in denen die Schauspieler die Regel brechen und tatsaechlich deutsch sprechen.
Dann wird entweder auf Deutsch geschrien oder gesungen.
Beispiele fuer beide Kategorien:
1) "Achtung!" oder "Was soll das?!"

2) "Stille Nacht" oder (und das konnte ich mir nicht so ganz erklaeren) "Der froehliche Wanderer".

Um 9:30 Uhr im mexikanischen Restaurant.
Zwei Teller mit Gemuese, Reis, eine wuerzige Sauce, Salat, Huehnerfleisch, Tortillas.

Einige Tische weiter bestellt ein Mann eine Suppe und trinkt dazu ein Bier.
Viva México!

Gluecklicherweise fanden wir noch ein wenig Zeit, um wenigstens im Getty herumzuspazieren. Eine der Ausstellung die wir besichtigten, war die aktuelle Fotoausstellung unter dem Titel: Photographers of Genius.
Obwohl der Titel unnoetigerweise die Problematik des Begriffs des Genius zum Thema macht, war es eine kleine, aber in weiten Teilen sehr gut organisierte Ausstellung. Man Ray und Sander durften natuerlich nicht fehlen, was auch verstaendlich ist. Interessanter war es dagegen fuer mich endlich mal ein Original von Hill & Adamson zu sehen und dann einige aeusserst kuriose Fotographien von Weegee. Ueberrascht hatten mich die ausgewaehlten Beispiele von Stieglitz. Drei Portraits von Georgia O'Keeffe, die vor allem eines gemeinsam hatten: den Gestus von Koerper und Hand.

"Ja, wir gruenden dieses Jahr eine Firma in Warschau. Mein Freund und seine Frau leben in Polen. Er spricht polnisch..."
"Das ist grossartig...'
"...und daher wird es keine Probleme mit der Verstaendigung geben. Es ist gut, wenn man sich dort verstaendigen kann..."
"Ja, auf jeden Fall. Das ist schon von Vorteil."
"...damit werden einige Dinge erleichtert."
"Warst du schon mal in Warschau?"
"Nein, das ist das erste Mal."
"Naja, man hat versucht Warschau nach dem Krieg zu rekonstruieren, so gut es ging. Vor allem die historischen Teile der Stadt, doch so wirklich gelungen ist das nicht. Die Stadt ist noch immer sehr industriell und dann gibt es da noch die ganze Architektur aus den 60ern und 70ern. Viel Beton."
"Oh, tatsaechlich?"
"Du musst auf jeden Fall mal nach Kraukau. Eine wirklich sehr schoene Stadt. Und wieso habt ihr entschieden eine Firma in Warschau zu gruenden?"
"Naja, mein Freund und seine Frau leben in Polen. Er spricht polnisch..."

Gespraech beim Osterbuffet.

Die Strasse auf der wir seit einiger Zeit entlangfuhren fuehrte immer weiter in die Berge. Das Valley selbst lag nun genau hinter uns.
Die engen Links- und Rechtskurven riefen mir das Wort "Tornanti" ins Gedaechnis, als es vor zwei Jahren mit dem Auto durch die italienischen Alpen ging und ich bei Tornanti numero 49 immer noch nicht die Lust an der Fahrerei verloren hatte.

Dann tauchte auf der rechten Seite ein Strassenschild auf: Mulholland Drive. Obwohl ich gerne in diese Strasse eingebogen waere, fuhren wir daran vorbei. Und dann?
Es gab Shrimps mit Spaghetti und Austern und der Hund hiess Bob.

Ich sage: beavers on mars.

beavers

Den Sunset Blvd. entlangfahren, an all den Geschaeften und Cafes vorbei, den riesigen Plakaten, den duerren Palmen, den mit reichlich botanischem Material umgebenen Villen - alles inetwa eine Mischung aus Norditalien und Mexico - da weiss man eigentlich nicht so recht was man denken soll. Besser gar nicht. Einfach geradeaus weiter und dann links auf die Hollywood Ave.

Will Oldham traegt wieder Bart. Steht ihm gut.
Ansonsten hatte er einen pinken Kapuzenpulli oder sagen wir mal ein hooded sweatshirt, die dazu passenden pinken Baumwolltrainingshosen und Flipflops.
Eigentlich hatte ich vorgehabt an dieser Stelle Fotos vom Auftritt vorzustellen, doch daemlicherweise hatte niemand daran gedacht einen Fotoapparat mitzunehmen. Das kann man eigentlich gar nicht entschuldigen, es ist aber nun mal wahr.

Vor dem offiziellen Tourbeginn von Bonnie Prince Billy entschied sich Will Oldham einer Einladung des DIA in Detroit nachzukommen und dort aufzutreten. Er kam ohne Band und mit Gitarre. Da der Auftritt im Museum stattfand - im sogenannten Diego Rivera Court, in dem die Wandmalereien Anfang der 30er vom mexikanischen Kuenstler Rivera im Auftrag von Ford ausgefuehrt worden waren - gab es Will Oldham umsonst. Eintritt frei, hereinspaziert.

Das Publikum war daher besonders gemischt. Familien mit Kindern, Maennergruppen in ihren 40ern, mit Ohringen und zu engen T-Shirts, Museumsbesucher die Kultur erleben wollten, die uebliche Indiebelegschaft, vereinzelte Charaktere aus dem Ersatzteillager der 70er und ganz normale Buerger Detroits und Umgebung.

Will Oldham spielte zwei Sets. Um 18:30 gings los und er heulte und sang bis ca. 19:15. Also eine gute Dreiviertelstunde.
I have a new partner, If you have noone..., Stable Will und andere. Dann eine Pause bis 20 Uhr. Man konnte, wie immer an solchen Orten ueblich, ueberteuerten Wein und mittelmaessiges Bier kaufen. Formierte sich in kleinen Diskussionsgrueppchen, sah sich die haengenden Bilder an, befand die fuer scheisse, interessant, oder halbwegs gelungen, machte paar Kommentare wie: "Ach, das ist doch von Soundso.", oder: "Das passt da ja nun wirklich nicht hin." und spielte paar Runden "Rate-den-Kuenstler".
Nuesse gabs dort auch. Lecker.

Das zweite Set dauerte von 20 bis ca. 21:15 oder etwas laenger. Will Oldham genoss den Auftritt, machte einige Bemerkungen ueber seine Lieder, zog kurz ueber Mel Gibsons "The Passion" her und trug eine wirklich wunderbare Ansammlung an Liedern (zumeist von Palace und Will Oldham - nur einige wenige von Bonnie) vor den ca. 100 Leuten vor.

Ich aergerte mich jedesmal ueber meine nicht vorhandene Kamera, sobald jemand ein Foto schoss - so ein Pech.
Nach dem Konzert fuhren wir nach Dearborn, um zu essen. Wir verfuhren uns natuerlich, kurvten fast eine Stunde durch die Stadt, bis wir dann endlich das Restaurant fanden.
Das Essen jedoch entlohnte die Muehen des Verfahrens.

 

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